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GZ Blons

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Das Gebäudeensemble von Gemeindeamt und Volksschule, welches – unmittelbar neben der Kirche gelegen – das Ortszentrum der 370 Einwohner zählenden kleinen Gemeinde Blons markiert, wurde 2004 mit dem Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs ausgezeichnet.

Infolge eines schweren Lawinenunglücks in Blons im Jänner 1954 wurden zum besseren Schutz des Dorfes Hangverbauungen errichtet sowie der gemeindeeigene Schutzwald erweitert. Da aus diesen Lawinenschutz-Beständen genügend hochqualitatives Bauholz anfällt (Fichte, Lärche, Weißtanne, auch Bergahorn), lag es nahe, für die anstehenden zentralen Bauvorhaben aus diesen dorfeigenen Ressourcen zu schöpfen. Bruno Spagolla, der in Blons bereits in den 1980er Jahren die Hauptschule erweitert hatte, gewann einen Wettwerb zur Errichtung einer zweiklassigen Volksschule mit Turnsaal und einer neuen Unterkunft für die Gemeindeverwaltung samt Gasthaus und Dorfladen. Diese mehrschichtigen, für die Dorfidentität wichtigen Funktionen sind in zwei getrennten, in Holzbauweise errichteten Baukörpern untergebracht, die einen ebenen Platz definieren, der mit dem Kirchenvorplatz korrespondiert bzw. diesen neu fasst. Die beiden Kubaturen (Untergeschoss Beton, restliche Wände Massiv-Holz, Decken und Dachflächen Diagonaldübel-Holzbauelemente) sind zugunsten der dorfräumlichen Qualitäten rund um die Kirche in den Südhang hinausgeschoben, so dass auch das talseitige Untergeschoss ausreichend mit Tageslicht versorgt wird.

Man betritt das giebelständige Volkschulgebäude bzw. den Dorfladen an der eingezogenen Nordostecke, im Obergeschoss befinden sich die beiden Klassen, im Untergeschoss der Turnsaal mit freiem Blick ins Tal. Das Giebeldreieck des Dachraums ist vollflächig verglast und wird mit eingebauter Galerie als Gruppenraum genutzt. Im Erdgeschoss des westseitigen Gebäudes, das ebenfalls über die Nordecken erschlossen wird, befindet sich das Dorfgasthaus, darunter - westseitig erschlossen - die Räumlichkeiten der Gemeindeverwaltung. Der große Anteil an dörflicher Eigenleistung sowie die hohe, zugleich unaufdringliche baukulturelle Qualität dieser neuen ‚Zentrumsverdichtung’ mag die Ursache dafür sein, dass die neuen Gebäude sofort nicht nur ins faktische, sondern auch ins symbolische Eigentum der Gemeinde übergingen.

Die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs würdigte das Projekt mit dem Bauherrenpreis 2004 und hob die besondere Konstellation der Verantwortlichkeiten hervor: ‚Zur Entscheidungsfindung wählte der Bürgermeister eine sehr direkte, demokratische Vorgangsweise. In zwei großen Dorfversammlungen wurde das Projekt am Beginn diskutiert, daraus eine Arbeitsgruppe aus interessierten BürgerInnen gebildet und mit Entscheidungskompetenz ausgestattet. Alle Aspekte der Planung wurden bis zur breiten Akzeptanz bearbeitet - bis hin zur Integration eines anspruchsvollen, sehr sensiblen Kunstprojekts.’ Ein Beispiel dafür, dass der stets angestrebte ‚gemeinsame Nenner’ nicht das kleinste, sondern im Gegenteil auch das beste Resultat erwirken kann.

Gespräch mit Herrn Bürgermeister Bachmann und Gottlieb Kaufmann

 

Herr Bürgermeister Bachmann, bereits vor ungefähr 20 Jahren hat die Gemeinde Blons zum ersten Mal mit dem Architekten Bruno Spagolla anlässlich des Neubaues der Hauptschule, der damals noch in konventioneller Beton-/Ziegelbauweise ausgeführt wurde, zusammengearbeitet. Jetzt, 20 Jahre später, haben wir im Zentrum der Gemeinde den Neubau des Gemeindeamtes und der Volksschule desselben Architekten in Holzbauweise vor uns und es drängt sich die Frage auf, was sich in dieser Zeit verändert hat. Haben sich generell die Anforderungen gewandelt oder der architektonische Stil oder welches waren die Gründe für die Gemeinde Blons, sich ein Gemeindezentrum in Holzbauweise zu wünschen?

Grundsätzlich war es so, dass die Gemeinde eigenes Holz zur Verfügung hatte und wir auch an die Siedlungsgeschichte im Zentrum anknüpfen wollten, wo sich an Stelle der jetzigen Neubauten ein altes Bauernhaus in traditioneller Holzbauweise befand. Wir haben in mehreren Veranstaltungen mit der Bevölkerung und dem Architekten ein ökologisches Konzept entwickelt, das in einem Holzbau gipfeln sollte, der ohne Leim und andere chemische Behandlungsmethoden auskommen kann.

Spiegelt sich in diesen beiden Bauten auch ein neues Selbstbewusstsein wider, in dem man sagt, dass aus heimischen hochwertigen Rohstoffen auch hochwertige Architektur entstehen kann?

Dass hier gute Architektur entstanden ist, ist daran zu erkennen, dass uns viele Architekten aus aller Herren Länder, Frankreich und Amerika beispielsweise, besuchen und wir von einem regelrechten Boom im Architekturtourismus sprechen können. Wir haben die verschiedenen Holzarten Fichte, Weißtanne und Ahorn unbehandelt verwendet. Dadurch, dass wir 1.500 Kubikmeter Holz im eigenen Wald zur Verfügung hatten, haben wir auch versucht, die heimischen holzverarbeitenden Betriebe mit einzubinden und so die Wertschöpfung im Tal zu halten. Wir haben mit diesen Bauten auch ein Vorzeigemodell zur Verfügung, wie man Weißtanne im modernen Wohnungsbau verwenden kann.

Die zur Anwendung gekommene Möblierung ist auch im Detail sehr sauber verarbeitet und es wurde von betrieblicher Seite im Zusammenhang mit der Verwendung von Weißtanne ein Plattensystem entwickelt, das sehr vielseitig einsetzbar ist. Wir haben also auch in der Inneneinrichtung in Fortführung der sehr klaren und schlichten Architektur der Bauwerke unsere Vorstellungen gut umsetzen können.

Sie haben die üppigen Holzvorräte angesprochen, auf die Ihre Gemeinde jetzt zurückgreifen konnte. Der historische Hintergrund dieser Entwicklung war aber ja eigentlich ein tragischer.

Das stimmt. Wir hatten vor ca. 50 Jahren eine Lawinenkatastrophe in Blons. Durch den Abgang mehrerer Lawinen an einem einzigen Tagen hatten wir 55 Tote und 2 Vermisste in unserer Gemeinde zu beklagen. Damals wurde der Schutzwald aufgeforstet und wir mussten in den letzten Jahren eine umfangreiche Schutzwaldsanierung durchführen, wodurch es möglich war, dem Wald so viel Holz zu entnehmen, wie wir für die Neubauten benötigten.

Herr Bürgermeister, kehren wir noch einmal zu den technischen Aspekten des Gemeindehauses zurück. Es wird ja über Bodensonden dem Gebäude, das an das gemeindeeigene Wärmenetz angeschlossen ist, Energie zugeführt. Was waren Ihre diesbezüglichen Überlegungen dazu?

Grundsätzlich wollten wir mit der Errichtung einer Biomasseanlage, die auch die neuen Gebäude beheizt, auch wiederum die Wertschöpfung im Tal behalten. Die Bodensonden dienen dazu, die mit einem hohen Anteil an Glasflächen errichteten Gebäude gerade jetzt im Sommer zu kühlen. Es wurde in unserem Fall also sehr viel in eine perfekte Be- und Entlüftungstechnik investiert, um den Jahresenergieverbrauch möglichst gering zu halten.

Das neue Gemeindezentrum ist ja noch sehr jung. Was erwarten Sie sich als Bürgermeister von diesen baulichen Maßnahmen in Hinblick auf die soziale Dynamik in der Gemeinde?

Wir hatten vorher bereits drei Jahre lang kein Gasthaus mehr, was sich nun mit der Integration einer neuen Gastwirtschaft in das Gemeindeamt geändert hat, und auch die Nahversorgung hat im Gebäude der Volksschule wiederum die besten Voraussetzungen bekommen. Der zwischen Gemeindeamt und Schulgebäude entstandene Dorfplatz, den wir vorher in diesem Ausmaß nicht hatten, hat zu einer ungeahnten Belebung geführt. Ursprünglich wollten wir hier ein Sozialzentrum bauen, haben aber dann in einer Klausurtagung der Gemeindevertretung und in Veranstaltungen mit der Bevölkerung erkannt, dass ein offenes Gemeindezentrum und das Funktionieren der Nahversorgung die dringlichsten Vorhaben sind. Im Laufe mehrerer Projektsvorstellungen durch den Architekten konnten vorhandene Widerstände gegen diese kompromisslose Bauweise überwunden werden.

Dadurch, dass wir im Jahre 2004 den Bauherrenpreis gewonnen haben, gibt es sehr viele Anfragen nach Architekturführungen. Das Projekt ist inzwischen in zahlreichen Fachzeitschriften publiziert und von der Tagespresse lobend erwähnt worden, sodass es nicht mehr verwundert, dass unser Gemeindezentrum viele Leute von überall her sehen wollen.

Herr Kaufmann, die Weißtanne erlebt in letzter Zeit eine regelrechte Renaissance, es gibt immer mehr Architekten und Tischler, die sich mit dieser Holzart auseinander setzen. Sie sind einer derjenigen holzverarbeitenden Betriebe, die diese Bewegung von Anfang an mitgetragen haben. Können Sie das quantifizieren? Wie viele Kubikmeter Weißtanne verarbeiten Sie pro Jahr und wie werden die erzeugten Möbelstücke in der Hauptsache verwendet?

Von uns werden ca. 200 Kubikmeter Schnittware im Moment verarbeitet, das heißt zu Weißtannenplatten in A-Qualität veredelt. Wir verwenden die B- und C-Qualität im Bereich der Gartenmöbel und auch als Konstruktionsholz. Was die Veredelung zur Weißtannenplatte betrifft, versuchen wir, bereits im Wald die geeigneten Baumstämme auszulesen, die auch dort bereits abgelängt werden. Wir erzeugen Platten in 5 Meter Länge mit durchgehenden Lamellen. Die Kürzungsplatten ergeben sich dann daraus, dass Astbilder ausgekappt werden und Lamellen in der Länge grundsätzlich nicht gestoßen werden.

Wo finden diese Stabholzplatten aus Weißtanne hier in der Region Anwendung?

Es handelt sich um „Bergholz-Platten“, das heißt, die Bäume wachsen in einer Meereshöhe zwischen 1200 und 1500 Metern, und wir veredeln das Material in der Gruppe „Bergholz“, die sich in den letzten Jahren gebildet und darauf spezialisiert hat, Rohstoffe aus der Region zu verarbeiten. Die Weißtanne ist bereits seit 20 Jahren mein Liebkind und der derzeitige Trend zu ihrer vermehrten Verwendung kommt meinen Bedürfnissen, dieses Produkt weiter zu entwickeln, sehr zugute. Unser Betrieb alleine benötigt zur Weiterverarbeitung zwischen 1000 und 1500 Quadratmeter Platten pro Jahr für die Möbelproduktion und wir beliefern auch andere holzverarbeitenden Betriebe im Tal. Die Weißtannenplatte wird ökologisch mit sehr geringem, ebenfalls ökologisch unbedenklichem, Leimanteil produziert, das heißt, die Platte ist stabverleimt, nicht dreischichtverleimt.

Im Gemeindezentrum Blons wurde diese Platte vor allem im Möbelbereich eingesetzt, als Korpussicht- oder Frontplatte wie beispielsweise bei der offenen Bibliothek im Gemeindeamt, aber auch als Raumtrenner zur Gestaltung von Wandelementen. Die Platten wurden selbstverständlich roh belassen.

Ein wichtiger Punkt ist für uns die Bearbeitung. Wir verwenden nur wintergeschlägertes Holz, das ist die Zeit von Anfang Oktober bis März, dann wird es im Sägewerk zugeschnitten und kommt bei uns das Trockenlager, wobei es sich um Naturtrocknung handelt. Die Winter-schlägerung hat den Vorteil, dass der Baum 60 Prozent weniger Wasseranteil hat und sich das Holz nicht verfärbt, was im Sommer ein Problem sein kann.

Wie viel Prozent eines Baumes kommen für die Verarbeitung in A-Qualität überhaupt in Frage?

Wenn ich die Bäume bereits im Wald auslesen, mir also die besten Bäume aussuchen kann, ist dieser Anteil relativ hoch. Nach der Schlägerung werden diese Bäume von der Säge zugeschnitten und kommen bei uns auf das Lager, wo bereits im Zuge der Einlagerung weiter in A-, B- und C-Qualität sortiert wird. Es gibt ja in der Regel alle Qualitäten bei jedem Stamm und es sind ganz wenige Stämme, die durchgehend A-Qualität aufweisen. Meist ist die Mittelpartie eines Stammes verrissen, also C-Qualität, die im nicht sichtbaren Konstruktionsbereich eingesetzt werden kann.

Sie sind ja ein Verfechter der Weißtanne der ersten Stunde. Was können Sie aus Ihrer Erfahrung im Vergleich zur Verarbeitung von Fichte sagen? Können hier ähnliche Qualitäten verarbeitet werden?

Die markanteste Eigenschaft der Weißtanne ist, dass sie kein Harz hat. Was mir persönlich im Vergleich zur Fichte auch besser gefällt, ist ihre lebendige Farbstruktur. Weißtanne hat auch geringere Fehleranteile wie Astigkeit und Wildwüchse. Ich brauche erfahrungsgemäß etwa die doppelte Menge an Fichtenholz, um dieselbe Qualität zu erhalten wie bei der Weißtanne und habe einen dementsprechend höheren Produktionsaufwand beim Zuschnitt, beim Einlagern usw.

Gibt es klassische Standorte, wo die Qualität des Holzes der Weißtanne am höchsten ist?

Welche Standorte sind für Ihre Produktion besonders interessant?

Man sagt bei uns, es gibt eine Sonnenseite und eine Schattenseite. Die schönere Weißtanne wächst ganz klar auf der Schattenseite, weil hier im Holz über das ganze Jahr hinweg ein gleichmäßiger Feuchtigkeitsgehalt vorherrscht. Auch die Steinschlag-, Muren- und Lawinengefahr ist auf der Schattenseite bei weitem nicht so stark ausgeprägt. Natürlich wächst sie auf der Schattenseite auch langsamer und deshalb gleichmäßiger.

Ein besonders wichtiger Punkt für die Qualität des Endproduktes ist die Verarbeitungskette. Wo beginnt die Qualitätssicherung, wo muss man ansetzen, damit das Endprodukt absolut zufrieden stellend ausfällt?

Es sind mehrere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, und die Qualitätssicherung fängt daher im Wald an. Bereits im Wald muss der Endproduzent die Entscheidung treffen, welche Bäume er nehmen will. Eine weitere Rolle spielen die erwähnte Winterschlägerung und der schonende Transport aus dem Wald. Das Holz muss im Sägewerk unter Aufsicht und Anleitung des Produzenten geschnitten werden, um eine optimale Weiterverarbeitung zu gewährleisten. Die vom Sägewerk gelieferte Schnittware soll bei einem guten Mondzeichen, das scheint mir persönlich wichtig, eingelagert werden, wobei die saubere Reinigung von Rinde und anderen Verschmutzungen ein Faktor ist. Wichtig ist auch die Abdeckung des Luftlagers, wo die Ware ein halbes Jahr verbleibt. Im Freiholzlager verliert das Material 18 bis 20 Prozent an Feuchtigkeit, anschließend durchläuft es den Prozess der Kammertrocknung, wo es eine Trocknung auf 8 bis 10 Prozent Restfeuchtigkeit erfährt. Von dort geht das Material in ein klimatisiertes Zwischenlager und dann direkt in die Produktion.

Wie wird die Entwicklung der Weißtanne weiter gehen? Ist der Höhepunkt am Markt bereits erreicht oder wird die Nachfrage weiter steigen?

Ich denke, wir sind irgendwo im zweiten Drittel, so hoffe ich wenigstens, weil es inzwischen viele Architekten gibt, die sich mit Weißtanne in der Innenraumgestaltung beschäftigen. Bisher hat man aber in der Regel lediglich Plattenware mit Weißtanne furniert. Dass es Weißtannenplatten nun auch massiv gibt, ist eine neue Entwicklung, die durchaus noch ausbaufähig erscheint. Ich denke da beispielsweise an den Akustik- und Wandverkleidungsbereich, wo noch hohes Potential für die Verwendung der Weißtannenplatten gegeben scheint.

Öffnungszeiten und Konditionen

Dauer:   1 Std
Zielgruppe:   Touristen / Besucher / Lokale Bevölkerung / Vereine / Lokale Gruppen /
Thema:   Valorisierung des natrlichen und kulturellen Potentials
Modultyp:   Fachmodul

Kontakt

Contact
Gemeinde Blons
Faschinastraße,
A-6721 Blons
Telefon:   +43 (0)5553/21462
Email:   gemeinde@blons.at

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